Friedhof
Hingucker - Ehemaliger Friedhof am Müllerberg
Ehemaliger Friedhof am Müllerberg
Friedhof 30-jähriger Krieg
Der Dreißigjährige Krieg ist die Sammelbezeichnung für mehrere Kriege in Europa von 1618 (Prager Fenstersturz) bis 1648 (Westfälischer Friede). Er brachte millionenfachen Tod, Verwüstung und Not. Neben den Konflikten in Deutschland kam es auch zu kriegerischen Auseinandersetzungen in den Niederlanden, zwischen Polen und Schweden, Schweden und Dänemark, Frankreich und Spanien, aber auch in England, Süditalien oder auf der Iberischen Halbinsel.
Deutschland musste im Dreißigjährigen Krieg beträchtliche, regional sehr unterschiedliche Bevölkerungsverluste hinnehmen. Die Bevölkerung verringerte sich auf gut 60% des Vorkriegsstandes. Am schwersten betroffen war ein Streifen von Pommern und Mecklenburg im Nordosten Deutschlands über Thüringen sowie Teile Hessens in der Mitte bis zu den kleinräumigen Gebieten im Südwesten. (1)
In diesem Streifen liegen die Dörfer des Amtsbereiches Feldberg zu dehnen auch Grünow, Ollendorf und Bergfeld gehörten.
1631 Beim Durchzug des Tillyschen Heeres im Dreißigjährigen Krieg (02.03-04.03.1631) büßt das Dorf 148 Pferde, 51 Ochsen, 109 Kühe, 73 Schweine und 186 Schafe ein. (2)
„So konnte der ertragsfähige Bauhof Grünow keine Butter liefern, weil er Tillys Artilleriepark beherbergte musste und dabei stark verwüstet wurde.“ (5)
Es ist davon auszugehen. Dass das gesamte Dorf von plündernden Söldner heimgesucht wurde und stark zerstört wurde. In der Folgezeit zogen immer wieder marodierende Söldner durch die Dörfer.
„Was das ,elende Kriegwesen‘ verschont hatte, raffte die Pest hinweg. Truppen fast aller Länder brandschatzten unser Land: die Kaiserlichen, die Schweden, die Wallensteinschen und die Tyllyschen; am schlimmsten die wilden Horden des kaiserlichen Generalissimus Gallas, sie hausten mit unmenschlicher Roheit“ (5)
Die Lage der Dörfer Grünow, Ollendorf in unmittelbarer Nähe zu den Mittelalterlichen Handelswegen von Rügen, Stralsund nach Lychen weiter über Templin zum Oderknie an die Donau, bzw. über Fürstenberg und weiter nach Brandenburg, Magbeburg zum Rhein sowie von Wolgast, Friedland weiter nach Strelitz, Wesenberg in Richtung Elbe, Bergfeld liegt direkt an diesen Wegen, begünstigten die Plünderungen und Brandschatzungen. (siehe Karte)
1653 Grünow ist verwüstet. 1679 besitzen 7 Bauern insgesamt 27 Pferde, 24 Ochsen und 4 Kühe. (2)
Am Ende des Krieges sollen nach Aussage des örtlichen Heimatforschers, Bernd Görß, nicht einmal 30 Menschen im Amte Feldberg überlebt haben. (3)
Im Nachbarort Bergfeld war der Überlieferung zu folge nur ein Haus bewohnbar alle anderen waren zerstört. (4)
Auch Grünow muss nahezu völlig zerstört gewesen sein. Es muss sehr viele Tote gegeben haben, denn der Platz auf dem Friedhof an der Dorfkirche hat nicht ausgereicht, um alle Toten zu begraben. Deshalb wurde auf dem Müllerberg ein neuer Friedhof angelegt.
Wie lange dort Beerdigungen stattgefunden haben ist leider nicht übermittelt. Irgendwann wurde wieder ausschließlich der Friedhof an der Kirche zu Grünow für Bestattungen genutzt. Der Friedhof wurde wahrscheinlich bis zum Ende des 19.Jahrhundert genutzt. Ein Vorfahre der Familie Görß aus Grünow wurde noch 1857 auf dem Friedhof am Müllerberg beerdigt. Seine Nachfahren haben den Grabstein vom Müllerberg auf ihr Grundstück geholt, wo er heute noch steht.
Die Flurstücke, auf denen der Friedhof auf dem Müllerberg gelegen hat, gehören auch heute noch der Kirche (Kirchgemeinde Wanzka, zu der auch die Gemeinde Grünow gehört).
Quellen:
(1) Diercke Weltatlas, Die Welt online entdecken: Westermann entdecke die Welt Bevölkerungsverluste im Dreißigjährigen Krieg auf Seite 204 Abb. 3
(2) InformationenChronik Grünow
(3) Aussage Bernd Görß, Heimatforscher Grünow
(4) Max Strasen (1895-1964) Lehrer in Bergfeld
(5) Walter Karbe (1877-1954) Heimatbuch des Kreises Neustrelitz

Auf der Karte sind die mittelalterlichen Handelswege eingezeichnet. Im Bereich Bergfeld, Grünow, Dolgen und Cantnitz kreuzen sich mehrere Magistralen.

Das ist der Grabstein des Tischlermeisters Görß, der 1857 verstorben ist und auf dem Friedhof am Müllerberg beerdigt wurde.